Die Techniken der Herstellung ...
Ich werde hier einmal sehr laienhaft und in einer absoluten Kurzform die Produktionstechniken der gängigen Scheibenfibeltypen des Mittelalters vorstellen. Ich weiß das allein dieses Thema ganze Bücher füllen würde, aber ich fasse mich ganz kurz hier.
Die Scheibenfibeln sind in der Mehrzahl in zwei grundlegenden Herstellungsarten produziert.
Zuerst einmal die massiv gegossenen Fibeln, also Fibeln die in einem Stück gegossen sind und keine weitere Verzierung aufweisen, eventuell und vereinzelt vergoldet.
Dann Fibeln die gegossen sind und als Träger für ein Dekor erstellt sind, wobei hier die Emaille eingebracht wird.
Emaillierte Fibeln werden in 3 Techniken hergestellt. Einmal gibt es die Grubenschmelzfibeln, die Zellenschmelzfibeln und Fibeln die mit der Senkschmelztechnik hergestellt wurden.
Wenn der Fibelkorpus gegossen wird, wird für die Grubenschmelztechnik, jeweils um das angestrebte Bildnis zu erstellen, bestimmte Vertiefungen, also Gruben, mit der Emaille gefüllt. Getrennt durch die gegossenen Abgrenzungen, entsteht so das gewünschte Bild durch verschieden oder gleichfarbige Emaille entsteht so ein farblich abgestimmtes Bildnis.
Bei der Zellenschmelztechnik hingegen, wird der Fibelkorpus auch gegossen, aber werden die Abgrenzungen nicht mitgegossen, sondern die Abgrenzungen werden durch kleine Stegwerke aus Bronzeblechen eingesetzt. Befestigt am Boden der Fibelplatte durch einen Grundlehm, entsteht so das angestrebte Bildnis. Auch hier werden dann die sich ergebenden Zellen mit Emaille gefüllt und auch hier entsteht dann so ein farblich abgestimmtes Bild.
Die Senkschmelztechnik umschreibt hier eine filigranere Form des Umgangs mit der Emaille. So ist in diesem Fall keine Abgrenzung der einzelnen Zellen zu sehen, allenfalls durch einen feinen Golddraht. Die Emaille Masse wird über die Abgrenzung gefüllt und so entsteht der Eindruck einer glatten Oberfläche. Die Senkschmelztechnik ist hier wohl die hochwertigste Form der Emaillierung.
Die Emaille zeigt sich in den Fibeln als sehr vergänglich und häufig ist von der Emaille nichts mehr zu sehen. Speziell in den Zellenschmelzfibeln sind oft auch die Stegwerke ausgefallen. Lediglich spuren des Grundlehms halten sich hier gut und oft zeichnet sich in dem Grundlehm auch die ursprüngliche Anordnung der Stegwerke ab.
Eine weitere Erkenntnis die ich aus den Funden gewinnen konnte ist, dass es anscheinend eine klare Abstufung in der Qualität der Herstellung gab. So gibt es Fibeln die allein durch den Aufwand der Produktion einen wesentlich höheren Qualitätsanspruch erfüllten. So ist die Zellenschmelztechnik sicherlich wesentlich aufwändiger und noch aufwändiger ist die Senkschmelztechnik. Auffällig ist, dass es auch Fibeln gibt, die anscheinend in Eigenproduktion hergestellt wurden. So findet man in der Sammlung Fibeln (Heiligenfibel) wo die Fibelplatte mit einem Stichel durchstoßen wurde um ein Heiligenbildnis zu erzeugen. Ebenso gibt es Wüstungen auf denen genau so ein Typ „einfacher“ Fibeln nur genau an diesem Ort auftritt. Beispiel findet man unter den Buckelfibeln mit Ritzmuster.
Generell ist auch die Qualität Fibeln abhängig vom Fundort. So scheint es doch so zu sein, dass in Siedlungen die nachweislich im Mittelalter einen bedeutenderen Stand hatten als zum Beispiel abgelegene Siedlungen oder Einzelgehöfte, ein Spektrum an aufwändigeren Fibeln aufweisen. Hier findet man so gut wie gar keine in "Homeword" :) produzierten Fibeln und es gibt prächtigere Fibeln. So findet man entlang alter Handelswege, an bedeutenden Kreuzungspunkten oder aber an Quell-Orten häufig genau diese Vielfalt.